Was darf ich bei Typ 2 Diabetes überhaupt noch essen? Wie ist es mit Zucker, Nudeln, Brötchen oder Bier? Ich bin staatlich diplomierte Diätassistentin, habe über Jahrzehnte Menschen mit Typ 2 und Typ 1 Diabetes praktisch beraten. Heute arbeite ich seit über einem viertel Jahrhundert als Journalistin und Fachexpertin zum Thema Diabetes. Dazu habe ich verschiedene Diabetes Ratgeber geschrieben. In meinem Beitrag „Diagnose Typ 2 Diabetes – die 10 besten Tipps zum Essen“, möchte ich Dir erklären, worauf es beim Essen in Kombination mit einem Typ 2 Diabetes ankommt. Auf geht’s.
Typ 2 Diabetes – die Lawine rollt immer schneller
Täglich bekommen etwa 1600 Menschen in Deutschland die Diagnose Diabetes. In 95 Prozent der Fälle handelt es sich dabei um einen Diabetes vom Typ 2. Dieser wurde früher gerne Alters-Diabetes genannt. Doch das ist Geschichte. Denn auch Kinder können bereits einen Typ 2 Diabetes entwickeln. Mit verantwortlich dafür ist das Gewicht sowie fehlende Bewegung und falsches Essen. Deswegen wird der Diabetes vom Typ 2 heute auch gerne als Lifestyle – oder Lebensstil-Diabetes bezeichnet. Das große Problem: Typ 2 Diabetes nimmt weltweit immer weiter zu, vergleichbar mit einer Lawine, die immer schneller rollt und sich nicht mehr aufhalten lässt.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass im Jahr 2040 rund 12 Millionen Menschen in Deutschland mit der Diagnose Typ 2 Diabetes leben.
Diagnose Typ 2 Diabetes – was darf ich jetzt noch essen?
Allein schon die Diagnose zu bekommen ist ein Hammer. Und schnell stellt sich die Frage: was darf ich denn jetzt überhaut noch essen? Denn die passende Auswahl an Lebensmitteln und ein bewusster Umgang damit sind ein zentraler Baustein in der Therapie des Lifestyle Diabetes vom Typ 2. Fragen über Fragen schwirren einem durch den Kopf. Gibt es jetzt keine Süßigkeiten mehr und was hat es mit Zucker auf sich? Für so gut wie alle Menschen mit einem frisch diagnostizierten Typ-2-Diabetes stellt sich zudem die Frage, auf welchem Weg sie ihre lästigen und überflüssigen Kilos auf Dauer loswerden können.
Wissen schafft Macht
Wie bei unendlich vielen anderen Dingen, hilft Aufklärung aktiv dabei, sich mit der Diagnose auseinanderzusetzen. Je besser Du dabei über Lebensmittel und deren Wirkung auf den Blutzucker und den gesamten Körper Bescheid weißt, umso besser. Neben der Betreuung in der Arztpraxis bieten Diabetes-Selbsthilfegruppen aktive Hilfe. Außerdem gibt es, beispielsweise von den Diabetes-Landesverbänden Patienten-Veranstaltungen, bei denen es Vorträge und Workshops zum Thema gibt. Fachmagazine wie das Diabetes Journal, Bücher oder Podcasts helfen aktiv dabei, den Diabetes in all seinen Facetten besser zu verstehen. Auf dem Internet-Portal diabetes-anker.de, findest Du dazu viele Beiträge, Tipps und Rezepte von mir. Außerdem gibt es hier von mir monatlich ein kurzes Info-Video zu Themen rund ums Essen und Trinken bei Diabetes.
Nach der Diagnose Typ 2 Diabetes ist eine sinnvolle Anlaufstelle deine Haus-Arztpraxis. Im Rahmen der Disease Management Programme (DMP) werden in Arztpraxen oder diabetologischen Schwerpunktpraxen entsprechende Schulungen angeboten.
Diabetes Typ 2: Insulin spritzen ist oft nicht nötig
Die Angst vor der Insulinspritze schwebt gedanklich oft mit, wenn die Diagnose des Typ-2-Diabetes gestellt wird. Doch meistens ist Insulin spritzen zunächst einmal nicht nötig. Es lässt sich einiges über den Lebensstil verändern. Dabei spielen Alltagsbewegung, Nichtrauchen, gesunde Lebensmittel sowie bewusstes Essen und Trinken eine zentrale Rolle. So heißt es sehr häufig: Abnehmen ist der Schlüssel zum Erfolg. Schon ein Verlust von wenigen Kilos, im Schnitt zehn Prozent des Ausgangsgewichts, verbessert Blutzuckerwerte deutlich. Wichtig ist es jetzt nicht alles auf einmal verändern zu wollen. Kleine Schritte führen letztlich schneller und erfolgreicher zum Ziel.
Gewohnheiten verändern, bringt Erfolg und macht glücklich
Veränderungen bringen Erfolge. Nur leider sind sie auch mit Arbeit, Durchhaltevermögen und Disziplin verbunden. Aber es lohnt sich für Dich ganz bestimmt. Wenn Du aktiver wirst, also dich mehr im Alltag bewegst, tut das deiner Seele, deinem Gewicht und damit auch den Blutzuckerwerten so richtig gut. Wenn Du allein schon wenige Kilos abnimmst und beim Essen gesünder auswählst, wirst Du dich schnell deutlich fitter und gesünder fühlen. Und auch die Blutzuckerwerte danken es und wandern wieder in Richtung grüner Bereich. Lass Dir dabei auch etwas Zeit. Statistisch gesehen dauert es im Schnitt etwa sechs Wochen, bis sich Kopf und Herz an neue Dinge gewöhnt haben.
Essen bei Typ 2 Diabetes passt zur ganzen Familie
Eine Extrawurst bei Diabetes zu kochen ist Schnee von gestern. Essen für Menschen mit Typ 2 Diabetes ist so gesund und abwechslungsreich, dass jeder in der Familie mitessen kann. Eintöpfe, Aufläufe, Pastagerichte oder Bolognese, Frikadellen und sogar Kuchen sind nach wie vor möglich. Das liest sich jetzt erst einmal so, als ob es ein Märchen ist. Denn sehr häufig gibt es nach wie vor sehr strikte und strenge Empfehlungen zum Essen bei Typ 2 Diabetes. Das Problem dabei: je strenger die Regeln, desto schwieriger wird es dieses auf Dauer auch beizubehalten. Das klappt mal für ein paar Wochen oder auch Monate, doch irgendwann kommt dann die Kapitulation. Denn Essen sollte zu deinem Leben mit Typ-2-Diabetes passen und nicht umgekehrt.
Frisches Gemüse, Salat, wasserreiches Obst und Hülsenfrüchte – beste Freunde bei Typ 2 Diabetes.
Die Dosis macht das Gift – das gilt auch beim Essen
Entscheidend sind Menge, Zutaten und Zubereitung. Braten und Grillen ist zum Beispiel besser als Frittieren. Alternativ bieten sich der Backofen, Wok und die Heißluftfritteuse an. Essen bei Lifestyle-Diabetes ist abwechslungsreich, fettfreundlich, gespickt mit viel Gemüse und Salat. Diese am besten zu jeder Hauptmahlzeit. Dazu ein bis zwei Portionen frisches Obst. Besonders günstig sind hier wasserreiche Früchte wie Beerenobst, Wassermelonen, Aprikosen, Pfirsiche, Nektarinen oder auch mal eine Apfelsine oder Orange. Top sind auch sämtliche Hülsenfrüchte, Bohnen, Linsen oder Erbsen. Bei Brot empfiehlt es sich die Körnervarianten zu wählen. Getreide wie Haferflocken gerne als kernige oder mit Kleie. Fertige Müslis lässt Du am besten links liegen. Besonders wenn sie mit Crunch oder vielen Rosinen und Trockenobst bestehen. Milch und Milchprodukte bieten sich mit Fettgehalten bis zwei Prozent an. Am besten ohne Zusätze. Denn etwas frisch geschnittenes Obst oder ein Klecks Marmelade mit weniger Zucker oder zuckerfrei sind prima. Leckere Rezepte für passende Marmelade und Konfitüre findest Du hier auf meinem Blog. Falls Du lieber vegane Milchalternativen magst, wähle am besten solche ohne Zuckerzusatz. Auch ein paar Nüsse zum Knabbern können es täglich sein. Eine tägliche Menge von 30 Gramm wird von den Fachgesellschaften empfohlen.
Typ-2-Diabetes und Zucker wie geht das?
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) empfiehlt Menschen mit Diabetes maximal zehn Prozent der Tageskalorienmenge aus Zucker und gezuckerten Lebensmitteln zu essen. Praktisch sind das etwa 30 bis 50 Gramm pro Tag. Diese Menge ist schnell erreicht. So enthält beispielsweise ein Glas Apfelsaft (ohne Zuckerzusatz) 18 Gramm Zucker, ein Teelöffel herkömmlicher Marmelade 6, ein normal großer Becher Fruchtjoghurt 15 Gramm und zwei Esslöffel Tomatenketchup 8 Gramm Zucker. Alles Dinge, die auf den ersten Blick nicht unbedingt mit solch hohen Zuckermengen assoziiert werden. Deshalb ist es besonders wichtig und sinnvoll, diese versteckten Zucker zu beachten. Denn damit ist meist die empfohlene, tägliche DDG-Zuckermenge mehr als ausgeschöpft. Es ist also schon möglich auch mal ein Stück Kuchen mit herkömmlichem Zucker oder mal etwas Süßes zu essen. Mei Tipp: Wenn Du gerne Süßes isst, stelle Dir deine Menge für eine Woche als Ration zusammen und bleib dabei. Bei instabilen Werten sind Experimente mit Zucker nicht zu empfehlen.
Wenig sinnvoll süße Getränke und Alkohol
Zucker aus Säften, Smoothies, Limonaden, Cola, alkoholfreien Cocktails, Bonbons und Weingummi haben eine direkte Blutzuckererhöhung. Sie eignen sich bei einer Unterzuckerung und weniger zum süßen Konsum. Zucker aus Eiscreme, Schokolade oder Kuchen und Gebäck, in Verbindung mit Eiweiß, Fett und Ballaststoffen, erhöht den Blutzucker etwas langsamer. Deshalb sind beim Zuckerkonsum diese eher zu empfehlen als Saft, Weingummi und Co. Jeder Mensch reagiert anders auf zuckerhaltige Lebensmittel, deshalb ist die Blutzuckerkontrolle nötig und wichtig. Außerdem sind zuckerhaltige Lebensmittel meistens auch kalorien- und fettreich. Und bei Typ-2-Diabetes ist ja das Thema gesund und dauerhaft Abnehmen immens wichtig. Deshalb hier besser verzichten und lieber eine Portion frische Beeren oder ein Stück Kuchen mit weniger oder ohne Zucker genießen. Viele leckere Rezepte dazu findest Du hier. Außerdem findest Du hier eine Liste, wie Zucker in Zutatenlisten alles heißen kann. Du wirst ganz bestimmt staunen, hinter was sich alles Zucker versteckt. Hier geht’s zu meiner Liste: Zucker und seine Namen in Zutatenliste. Alkohol sollte bei Typ-2-Diabetes selten getrunken werden. Denn Bier, Wein, Sekt, Schnaps oder Cocktails bringen eine Menge flüssiger Kalorien mit sich. Außerdem regt Alkohol den Appetit an.
Typ-2-Diabetes – die 10 besten Tipps zum Essen
- Essgewohnheiten langsam und auf Dauer ändern, nicht alles auf einmal
- Zu viele Kilos nicht durch Crash-Diäten verändern. Besser ist es langsamer und dafür dauerhafter abzunehmen
- Ballaststoffreich essen: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse, Rohkost, Salat
- Täglich ballaststoffreiche Kohlehydrate wie Hülsenfrüchte, Vollkornbrot, Vollkornprodukte essen
- Täglich 30 g Nüsse (ohne Zusätze) knabbern
- Drei Portionen Gemüse und zwei Portionen wasserreiches Obst, ohne Zusätze täglich
- Falls Zucker mit dabei sein soll – maximal 20 bis 30 Gramm täglich als. Je weniger, desto besser
- Fettreiches wie Sahne, Speck, Wurst, Käse & Co gegen fettfreundliche Alternativen tauschen
- Mindestens 1,5 bis 2 Liter kalorienfreie Getränke jeden Tag wählen. Dazu gehören auch Kaffee, schwarzer und grüner Tee bis zu einem halben Liter.
- Alkohol, also Bier, Wein, Sekt Cocktails am besten in Mini-Mengen. Sprich darüber unbedingt auch mit deinem Diabetes behandelnden Arzt
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Ich freue mich, wenn Dir mein Beitrag zum Thema Diagnose Typ 2 Diabetes – die 10 besten Tipps zum Essen gefällt und weitergeholfen hat. Deshalb sage ich vorab schon einmal DANKE SCHÖN für deinen Kommentar hier. Wunderbare Grüße von Kirsten von der Herzwiese.
Guten Tag
Ich muss auf meine zuckerwerte achten und brauche da paar Tipps denn ich benutze birkenzucker oder auch palmzucker aber auch wenn man sich ein obstsmootie machen möchte ob man das weiter tun kann zudem ernähre ich mich glutenfrei da ich keine glutenhaltige Lebensmittel vertrage wegen reizdarmsyndrom nun kommt es jetzt dazu wie gesagt ch das einschränken kann das der Blutzucker nicht weiter steigt
Autor
Liebe Ute, Palmzucker ist von der Wirkung vergleichbar mit herkömmlichem Zucker und wenig sinnvoll bei Typ-2-Diabetes. Ich empfehle Dir dazu mein Buch: „Köstlich essen Diabetes“ aus dem Trias Verlag. Hier findest Du viele Praxistipps und leckere Rezepte. Viele davon auch glutenfrei. Allerdings muss bei einem Reizdarmsyndrom nicht zwangsläufig glutenfrei gegessen werden. Das macht wenig Sinn. Du kannst dir bei deinem Hausarzt eine Verordnung für eine qualifizierte Ernährungsberatung ausstellen lassen. Bei deiner Krankekasse kannst du dich erkundigen, mit wem sie hier zusammenarbeiten. Dann würde ich dort einen Termin vereinbaren. Mach dir Notizen, was du fragen möchtest, Damit du das Beste für dich dabei rausholst. wunderbare Grüße von Kirsten von der Herzwiese.